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Wenn dein Kind im Kindergarten Gewalt erlebt – aus Sicht der Eltern

 

Kinder im Kindergartenalter können nur selten erzählen, wenn ihnen etwas Schlimmes passiert.

Nicht, weil nichts geschehen wäre, sondern weil sie oft:

• noch nicht die richtigen Worte finden,

• sich nicht sicher sind, ob das, was sie erlebt haben, wirklich „Gewalt“ war,

• oder sich sogar dafür schämen.

 

Eltern merken es deshalb meist nicht an den Worten, sondern an kleinen oder großen Veränderungen im Verhalten:

• Das Kind will plötzlich nicht mehr in den Kindergarten, obwohl es vorher gerne hingegangen ist.

• Es wirkt unruhig, gereizter – oder ungewöhnlich still.

• Es zieht sich von Spielen zurück, die ihm früher Freude bereitet haben.

• Zu Hause tauchen Verhaltensweisen wieder auf, die eigentlich schon vorbei waren (z. B. Einnässen, Schnuller).

 

Wenn du das erkennst, beginnt dein Kopf zu rasen – und gleichzeitig bricht dir das Herz.

In einem Moment mischen sich Wut, Angst, Hilflosigkeit und der starke Wunsch, dein Kind sofort zu schützen.

 

Was passiert in einem Elternteil in so einer Situation?

 

Manchmal kommt die Erkenntnis schlagartig, manchmal setzt sich das Bild nur langsam zusammen.

Aber sobald es klar wird, prasseln die Gefühle auf dich ein: Angst, Wut, Hilflosigkeit und der Drang, sofort zu handeln.

 

Gedankenkreis:

• Warum hat es niemand verhindert?

• Wie konnte das überhaupt passieren?

• Ist mein Kind sicher?

• Wie löse ich diese Situation?

• Was kann ich tun, damit es nie wieder vorkommt?

• Was ist genau passiert?

• Wer war dabei?

• Wie kann ich mein Kind schützen?

 

Diese emotionale Achterbahnfahrt ist völlig normal – aber sie beeinflusst stark, wie du dem pädagogischen Team begegnest.

 

Drei mögliche Szenarien im Gespräch mit Erzieher:innen

 

1. Die beste Variante

Die Erzieher:innen hören zu, erkennen das Problem an, zeigen Mitgefühl und schlagen sofort Schritte vor. Später melden sie zurück, was sich verändert hat.

➡️ Die Eltern sind erleichtert, das Vertrauen bleibt bestehen, das Kind spürt die Sicherheit.

 

2. Die mittlere Variante

Die Erzieher:innen hören zu, rechtfertigen sich aber („Kinder streiten eben manchmal“, „Es sind so viele Kinder, wir können nicht überall gleichzeitig sein“) und versprechen keine konkrete Änderung.

➡️ Die Eltern bleiben unsicher und müssen das Thema immer wieder ansprechen, damit etwas passiert.

 

3. Die schlechteste Variante

Die Erzieher:innen leugnen das Problem oder schieben die Verantwortung dem Kind zu („Bestimmt hat es selbst provoziert“).

➡️ Das zerstört Vertrauen, die Eltern müssen kämpfen – und die Lösung wird schwieriger.

 

 

💡 Wichtige Botschaft:

Deine Gefühle sind berechtigt. Deine Wut ist verständlich.

Wenn du es jedoch schaffst, ruhig und sachlich zu schildern, was passiert ist, steigt die Chance auf eine partnerschaftliche Reaktion.

Das Ziel ist nicht, Schuldige zu suchen, sondern die Sicherheit und das Wohl deines Kindes wiederherzustellen.